Tagtraum
Wes Blau du trägst
frag ich
die Leuchtschrift an der Wand
sagt ICE.
Wes Takt schlägt Dir
den Nachttraum
schreckt Dir
auch mein Schritt das Kissen
wenn Du wachst?
Der bei Dir einging,
der Dir Zweige brach,
der winternächtens Dir die Haare wärmte
sieht Deine Spur nicht mehr.
Im Traum
blickt er Dir in die Augen
und erschrickt.
Mir wuchs eine Rose
Mir wuchs eine Rose
himmelwärts
strömte ihr Duft
durch das hohe Fenster
bis zu meinem Schreibtisch.
Vergeblich schützte ich
Eishauch der Winternacht
verdorrte die Triebe
keine Blüten mehr bergen
die toten Knospen.
Wo soll ich nun den Schleier finden
Dich zu schützen,
wo den Duft
Dir zum Geschenk?
Es bleibt nur wegzuräumen
was die Kälte mir ließ
von Purpurblüten
prachtvoller Sommer.
Was, frag ich Euch,
ist geschehen in jener Nacht?
El Golea
Von Zitrusblüten
und von Brot
der Duft
von faulem Wasser
von Kamelen
von Kumin
und auch von Hammelfett
schwebt in der Luft.
Die Bar im Hotel
leuchtet hell
auf den Belag der Straße
werfen Löcher dunkle Schatten.
Der Sand der Wüste regnet auf Barchane
und aus der Bar
dröhnt Licht und Maquam laut und grell.
Heut Abend wird ein Festmahl Dir serviert
die Augen blicken über Stoff
so kühn und stolz, fast fordernd
und lassen Dich verwirrt
in Deinem Teller mit Couscous
und Hammelknochen stochern.
Novemberrosen
Novemberrosen welkten noch nicht ganz
in meinem Garten
fiel schon erster Schnee
und Eis zog über sie.
Schneelicht steht wachsam
vor den Beeten und den Büschen
ringt sich durch fahlen Dunst
der Mond
schon glaubte ich schwebt
weiches Flaumhaar
auf leere Apfelbäume nieder.
Nur aus der Ferne hör ich jetzt
noch Deine und der Anderen Geschichten
das Lachen und die klaren Stimmen, die ich kannte,
sind nur ein Flüstern noch:
geheime, leise Lieder
wissen heute Nacht auch wir zu singen.
Denn bricht Novembersonne durch das Grau
strahlt Purpurrot wie ehedem
mit einem Diadem
aus Eis
am Blütenstiel.
Abendspaziergang
Ich leg Dir eine Blüte hin
Du nimmst sie schnell
und hältst Dir ihren Duft
als Tarnung hinter Deinen Rücken.
Dort in ertränkten Graslandschaften
wo Nebelschleier steigen
biet ich Dir meinen Arm
als Irrwegweiser
in der Dämmerung
sind graue Büsche aufgestellt
wie ausgeblasene Kerzen
geben Sie uns Nachricht.
Der Boden federt nach
bei jedem Schritt
entstehen Wellen
die im braunen Moorgewässer
konzentrisch sich als Vorhang
vor den Blick der Sumpfgesichter legen.
Gierig lugen die um jeden Grashalm.